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08.03.13
Der vollständige Antragstagstext lautet:
Beschlussvorschlag
Die Gemeindevertretung beschließt: Die Arthur-Scheunert-Allee im Ortsteil Bergholz-Rehbrücke behält ihren Namen. Die Gemeinde wird sich weiterhin mit dem Wirken des Wissenschaftlers Prof. Dr. Carl Arthur Scheunert, auch kritisch, auseinandersetzen.
Sachvortrag / Begründung / Rechtsgrundlage:
Vorwort
Es erscheint leicht, über einen Menschen zu urteilen, der in einer Zeit lebte die man selber nicht erlebte, der einen Beruf ausübte, der einem selbst fremd ist und der in einer Gesellschaft wirkte, welche der eigenen in keiner Weise gleicht. Doch eines muss einem dabei bewusst sein: die ganze Wahrheit kann man in sein Urteil nicht einfließen lassen, denn sie bleibt einem unbekannt.
In der Gemeinde Nuthetal haben sich viele Menschen darum bemüht, möglichst gerecht über einen Mann zu richten, dessen Name an einer der wichtigsten Straßen Nuthetals steht. Diese Menschen sind sich wohl bewusst, dass ihr Urteil angreifbar ist. Die Veranstaltung im Beisein der Institutsleitung, des ehemals von Scheunert geleiteten Instituts und weiterer Wissenschaftshistoriker hat dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet.
Soll die Arthur-Scheunert-Allee umbenannt werden? Diese Frage tauchte auf, nachdem neue Erkenntnisse über Scheunerts Leben und Wirken im Dritten Reich bekannt wurden.
Die von Prof. Dr. Carl Arthur Scheunert erzielten wissenschaftlichen Erfolge im Bereich der Vitaminforschung sind immer noch unumstritten und würden alleine für sich auch heute noch die Ehrung durch die Benennung einer Straße nach ihm rechtfertigen. Ebenso die Leistung beim Aufbau des Instituts für Ernährung nach dem Zweiten Weltkrieg in Potsdam-Rehbrücke in der DDR, wie auch sein soziales Engagement im Ort zu dieser Zeit.
Hinzu gekommen ist jedoch das Wissen um die zweifelhaften Methoden mit denen er einen Teil dieser Erfolge erzielte und seine Tätigkeit in der Rationierungskommission, in der die Nationalsozialisten Lebensmittel nach rassischen Gesichtspunkten zuteilten. Auch wenn die Vitamin-Versuche an Häftlingen nicht als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewertet werden können, würden diese schwarzen Flecken auf seiner weißen wissenschaftlichen Weste ihn als Namensgeber für eine neu zu benennende Straße heute wohl ausschließen. Die Gemeinde Nuthetal steht nun aber nicht vor der Frage einer neuen Namensvergabe sondern muss entscheiden, ob sie die Scheunert in der Vergangenheit zugestandene Ehrung wieder entziehen will. In diesem Zusammenhang geht es auch um die Art und Weise, wie wir uns mit unserer Geschichte im Allgemeinen und der Arthur Scheunerts im Besonderen auseinandersetzen wollen. Der Entzug des Namens wäre ein einmaliges, nur kurz wirkendes Fanal welches die Auseinandersetzung schnell aber dauerhaft beenden würde. Lässt man den Namen bestehen so behält man neben dem Hinweis auf einen bedeutenden Forscher auch die Auseinandersetzung mit dessen - und der eigenen – Vergangenheit bei und muss sich ihr immer wieder erneut stellen. Es wäre daher nicht dienlich, würden die in unserer Gemeinde unternommenen Anstrengungen zur Aufklärung der Vergangenheit Arthur Scheunerts einfach verschwinden.
Über seine Verfehlungen zu richten, ist viele Jahre nachdem sie stattfanden nur schwerlich möglich und ob ihrer Schwere auch nicht eindeutig entscheidbar. Die Gemeinde Nuthetal sollte daher den Namen Scheunerts weiter öffentlich führen, sich aber der Schatten die auf ihm lasten bewusst sein. Wir werden mit diesem Wissen umgehen und es dazu verwenden, über Scheunert als Wissenschaftler und als Mensch in einer dunklen Zeit zu berichten und auch kommende Generationen an die ethische Verantwortung der Forschung zu erinnern.
Frau Krumrey, Frau Haenel, Frau Zeeb, Herr Jaeger u. Herr Traberth
Kategorie
Bündnis 90/DIE GRÜNEN, Ortsverband Nuthetal
c/o Andreas Bahr
Am Kurzen End 34
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